Die Nacht in dem puren Luxus eines Hotelzimmers mit Dusche und Betten war nach zwei Naechten (pardon, aber ein aeh gibt die Tastatur hier einfach nicht her…) des Campens eine Offenbarung fuer die Moral des Teams.
Wer nur an Urlaub bei dieser Rallye dachte wurde bisher vom relativ straffen Tagesablauf doch etwas unsanft auf den harten Boden der Tatsachen geschleudert.
Prio 1: Fahren / alles was dazugehoert um die Gefaehrte am Fahren zu halten
Prio 2: Essen
Prio 3: Schlafen (falls man das nicht auf dem Beifahrersitz erledigt hat — gell Kuse?!)
Prio 4: Homepage
…
und dann kommt irgendwann die Entspannung. Die Zeit dafuer ist also rel. sparsam bemessen. Aber eine warme Dusche, ein paar Biere und ein Bett spaeter ist alles wieder in Butter.
Der Plan fuer den 10. Tag sah zuerst die Informationsbeschaffung im Fahrerlager vor, was, wie, wann geschehen sollte. Am vorherigen Abend war noch keinem Team klar wie der Ablauf sein wuerde – es gab also noch etwas Nachholbedarf. Was wir wussten ist, dass wir unsere selbst gebaute Arche irgendwo an einem Fluss bewerten lassen und zu Wasser lassen mussten. Danach sollte der Grenzuebertritt nach Georgien folgen – mit Unterstuetzung eines Gouvaneurs…was immer das auch bedeuteten sollte…
Nach kurzer Verwirrung schlossen wir uns dem Autokorso mit Polizeieskorte an – da macht man mal nicht viel verkehrt…
Die Meute fuehrte uns nach Karahan, einem kleinen Dorf in Ostanatolien, wo alle Archen zu Wasser gelassen werden sollten.
Die Geschichte mit der Arche ist eine Sonderpruefung: wir sollten aus Materialien, die wir unterwegs gefunden haben ein massstaebliches Modell der Arche im Massstab 1:200 bauen und nahe dem vermuteten Strandungsort der „realen“ Arche zu Wasser lassen. Diese wird dann bewertet und die Punkte aus dieser Aktion ins Roadbook eingetragen.
Artig stellten wir uns also in die Schlange mit 110 anderen Teams an und liessen so ziemlich als letzte unser „gutes Stueck“ bewerten. Wir hatten eine Dose Bauschaum unterwegs „gefunden“ und den Rumpf in einer Form aus Sand und Plastikfolie – am Strand ausgeschaeumt. Nach exaktem Zuschnitt war die Arche extrem masshaltig und bekam noch einen Balastkiel verpasst. Der Lateralplan des Unterwasserschiffs war natuerlich nach den letzten Erkenntnissen der Aquadynamik optimiert und mit einer Haifischhaut aehnlichen Mikrostrukturoberflaeche versehen – haette Gott den Bauschaum damals schon erfunden, so haette er Noah natuerlich schon damals diese Bauweise extrem nahe gelegt. Die Optik war natuerlich der Zwaeckmaessigkeit untergeordnet.
Trotz dieses Einsatzes und eines pfeilschnellen, nicht durch Worte zu beschreibenden Schwimmverhaltens befand es das Bewertungskomitee (aufgrund – so vermuten wir zumindest – mangelnder Kenntniss des aktuellen Stands der Aquanautik) fuer richtig uns mit lediglich 8 von 10 Punkten abzuspeisen. Naja, wir haetten halt Flammen drauf lackieren muessen, dann waere das auch anders ausgegangen ;-).
Nach dieser Aktion machten wir uns auf den Weg Richtung georgische Grenze. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend – so viel unberuehrte Natur bekommt man im westlichen Europa nicht zu sehen.
Unsere Gefaehrte mussten aber einige achszermarternde, stossdaempferzerruettende Schlaglochpisten, steile Anstiege und ebensolche Passabfahrten wegstecken, bis wir schliesslich an der neuen Warteschlange zur Grenze nach Georgien ankamen.
Obwohl der Tuev in der Vergangenheit bei allen Teammitgliedern nicht gerade positive Assoziationen hinterlassen hatte waren wir uns nun bewusst zu welchem Zweck die Jungs da sind. Wir lernten einen Iranischen LKW Fahrer in der Grenzschlange kennen, der sichtlich stolz auf den Zustand seines Sattelzuges war – uns wars etwas anders nachdem wir die Fuhre gesehen hatten:
Den Teil, den man gerade nicht sehen kann ist, dass am Heck des Auflegers mit dem zerfetzten Reifen (bei den anderen Reifen schaute auch schon ueberall die Karkasse durch) ein schild mit der Aufschrift „highliy flamable Liquid“ prangte. Auf die Frage – „…is this problem in allemania..“wussten wir so schnell auch keine Antwort…
Jedenfalls bauerte es noch ca. 3 Stunden bis wir mit dem kompletten Rallye Tross ueber die Grenze kamen und unseren Ersten Tankstopp in Georgien geniessen konnten – die Gefaehrte bekamen den guten 99 Oktan Saft fuer ca. 1 Euro pro Liter (2,45 GEL). Da wir eine weitere Stunde Zeitverschiebung verloren hatten kamen wir schliesslich um 1 Uhr nach ca. 250 km ueber teils sehr gute, teils Schlagloch – bewaehrte Pisten in unserem Hostel in Tiflis an.
Aber kein Grund ins Bett zu gehen – wir brauchten dringend noch was zu Essen und wurden sogleich von unserem Hostel Wirt mit in die Stadt genommen, um gegen 3 Uhr noch reichhaltig zu Essen. Anschliessend genossen wir das georgische Nachleben, bis morgens die Sonne ueber dem Rosenplatz aufging.
Georgien gefaellt uns bis jetzt ziemlich gut – freundliche Menschen, ein Land im Aufbruch und ansonsten alles extrem guenstig…
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